"Sexueller Missbrauch in Satanskulten innerhalb der DDR"
Zeitschrift "Astan" Nr. 17.
Das Interview führt Steffen Mensing. Fragen an die Autorin sind fett
gedruckt.
Teil 1
Weil jemand das Wort Satanist oder gar Naturreligion im Munde führt,
ist er kein krankes, abartiges Wesen. Doch es gibt Menschen, die glauben,
ihr Kult berechtige sie dazu zu demütigen, zu foltern und zu töten. Dieser
Artikel ist keine Verurteilung von Menschen, die einem anderen religiösen
Weg als den üblichen gehen. Aber kein Kult dieser Welt darf zulassen, dass
Menschen oder auch Tiere gequält gedemütigt oder erniedrigt werden.
Wir haben uns mit der Autorin Karin Jäckel unterhalten, die ein Buch (ISIS,
die Fürstin der Nacht) über den sexuellen Missbrauch in einer DDR
Satanssekte verfasst hat.
Das Interview
Wie kann in einem totalitärem Überwachungsstaat wie dies die DDR
einer war, solcherlei Treiben unentdeckt bleiben/gedeckt werden?
Indem man die Strukturen nutzt anstatt sie zu bekämpfen. In einer
Mangelgesellschaft, in der man Jahre auf ein Auto wartete, Bücher und
Musikprodukte, selbst Handarbeitsgarne und erst recht Möbel Luxusartikel
waren, die es selten in ausreichender Menge zur Abdeckung der Nachfrage
gab, sondern als so genannten "Bückwaren" unter dem Ladentisch an wenige
Glückliche vergeben wurden, gehörten Tauschgeschäfte und
Freundschaftsdienste zum Alltag. Nach dem Motto: "Drück ich hier ein Auge
zu, gibst du mir dafür", ließ sich Vieles regeln.
Die "Familie des Seth", in der Isis aufwuchs, war eine eher kleine
sexualmagische Splittergruppe. Alle Mitglieder waren fest verschworen und
stammten aus der oberen Bildungsschicht. Mehrere waren Ärzte verschiedener
medizinischer Richtungen. Es fiel nicht auf, wenn sie andere Mitglieder
medizinisch im Krankenhaus behandelten oder als Hausarzt besuchten, um
deren Verletzungen zu behandeln, welche diese bei den Ritualen davon
getragen hatten. Es fiel auch nicht auf, wenn sie den ebenfalls zur Gruppe
gehörenden , aber völlig unbescholten lebenden Friedhofsgärtner und
Leichenbestatter bestellten, der dann aus Pietätsgründen Nachts mit seinem
schwarzen Leichenwangen über Land fuhr, um einen Toten seiner Familie
zuzuführen. Ein Totenschein mit Stempel hätte bei einer Kontrolle jeden
Volkspolizisten überzeugt und ihn keinesfalls dazu veranlasst, einen Blick
hinter die schwarze Gardine des Wagens oder gar unter den Sargdeckel zu
werfen. Es fiel auch nicht auf, wenn ein Gefängnisarzt einen geistig
gestörten, aber sexuell potenten Strafgefangenen zu einem gleichermaßen
zur Gruppe gehörenden Psychologen aborderte und der Patient statt der
psychologischen Behandlung eine Sexorgie erleben durfte, über die er
ungeniert reden konnte, weil ihm wegen seines Geisteszustands sowieso
keiner glaubte.
Oder nehmen wir den Freizeitbereich. Wandergruppen und FKK-Gruppen
waren in der DDR weiter verbreitet als im Westen. Das Auto fehlte.
Reiseerlaubnisse umfassten enge Räume. Also erkundete man die Landschaft
eher per Rad oder per pedes, besuchte Verwandte und Freunde. Es fiel nicht
auf, wenn sich die Gruppe zu einer mehrtägigen Wanderung aufmachte und
sich Nachts an bestimmten Ritualplätzen einfand. Das geschlossene, auf
Todesangst aufbauende System des Seth-Familienverbandes, die
Abgeschiedenheit der Örtlichkeiten und die ausgewählten Zeiten
verhinderten jeden Verrat.
In mir drängt sich der Eindruck auf, das es sich bei den Jüngern des
Seth, eigentlich vielmehr um perverse sadistische Kindesschänder handelt.
Menschen also, die lediglich auf der Suche nach einer Legitimation sind,
mit der sie sich ihr eigenes schändliches Treiben "schön reden" können.
Ja, das sehe ich auch so. Meiner Meinung nach hatte Isis es mit
perversen sadistischen Menschen zu tun, die sich aus verschiedenen Motiven
in der "Familie des Seth" zusammenfanden und alle nur dem einen Ziel
dienten, dem "Tu, was du willst."
Da war der Urgroßvater, der schon als Kind von seinem ehrgeizigen Vater
in den Dienst eines verwöhnten Knaben aus adligem Haus gegeben und von
diesem sowohl emotional als auch körperlich misshandelt und sexuell
missbraucht wurde. Und der an diesem grausamen Spiel bald so sehr Gefallen
fand, dass er nie mehr davon los kam, sondern durch den
Anschauungsunterricht im Haus seines Missbrauchers zum Satanisten wurde
und mit Gleichgesinnten die Familie des Seth gründete. Zusammen mit seiner
Ehefrau war dieser Urgroßvater der wohl einzige echte Satanist aus
Überzeugung. Ihre Kinder und Kindeskinder wurden durch Todesangst gefügig
gemacht und wandten die Rituale eher an, weil sie sich an den perversen,
sadistischen Handlungen erregten und die Qual genossen, die sie sich
sowohl gegenseitig als auch den Kindern antaten.
Gleichzeitig aber waren da diese Ärzte, deren Anliegen ein ganz Anderes
war. Sie hingen, wie auch der Großvater mütterlicherseits, der
Nazi-Ideologie an, und trafen sich mit seinen Zielen, indem er die wahre
Isis und das wahre Große Tier 666 zur Reinkarnation Satans zeugen wollte
und sie dem Wahn folgten, in der "Rassereinheit der Blonden" den idealen
Herrenmenschen erzeugen zu wollen.
Der eine oder andere unter ihnen kam ursprünglich vielleicht sogar aus
einem der kleinen okkulten Splitterorden, die auf Adolf Josef Lanz und
dessen Begeisterung für Tempelritter zurückgingen und diesen blonden
arischen Herrenmenschen der Nazis durch Sexualmagie zu zeugen glaubten.
Jedenfalls ging es den Ärzten in der "Familie des Seth" um angeblich
wissenschaftliche Forschungen zur Rassereinheit der Blonden, wenn sie
vornehmlich die blonden, blauäugigen "Seth-Kinder" mit einem bestimmten
Knochenbau zunächst akribisch vermaßen und intensiv testeten. Und mit
diesen Tests dann wiederum bestimmte medizinische Experimente
durchführten, welche dazu dienen sollten, diese Kinder frühzeitig
geschlechtsreif und reproduzierfähig zu machen.
Und deshalb bin ich auch überzeugt, dass es sich bei den vornehmen alten
Herrn mit den goldenen Uhrketten, denen die Mutter der Isis schon das
Kleinkind zwar nicht zum sexuellen Vollzug, doch zu sexuellen
"Spielereien" verkaufte, um Mitglieder anderer sexualmagischer Geheimbünde
und satanistischer Bruderschaften handelte. Für den Missbrauch des Kindes,
dessen sexuelle Ausbeutung den höchsten Anteil göttlicher Aura
herabzubeschwören und dadurch die schwindenden Lebenskräfte der alten
Herrn am wirksamsten zu erneuen schien, wurde mit Schmuck, Edelsteinen und
anderen Geldwerten bezahlt. Diese waren als harte Währung geeignet, die "Blonden"-Forschung
zur Erzeugung der rassereinen Isis und ihres Herrenmenschen-Gefolges zu
finanzieren.
Auf diese Weise verschmolzen mehrere Interessengruppen miteinander, die
jede auf ihre Weise alles daran setzte, die "Familie des Seth" mit allen
ihnen verfügbaren Mitteln zu unterstützen und deren verbotene Rituale
nicht nur zu tarnen, sondern zu ermöglichen. Hatten sie doch nur alle
miteinander die Chance auf ihre perversen Sexualpraktiken und Orgien nebst
den menschenverachtenden "Forschungsmöglichkeiten", auf die zumindest die
Ärzte nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes nicht mehr zu hoffen gewagt
hatten.
Mit Pädophilie kann sehr Geld verdient werden. Sie beschreiben, dass
Isis von ihren Eltern genau dazu gezwungen wurde, gerade auch eine
Vermittlung an nicht Seth Jünger. Kürzlich sind in Portugal ein ranghoher
Minister und ein prominenter Showmaster wegen Kindesmissbrauchs verhaftet
worden. Der belgische Untersuchungsrichter Jean Marc Connerotte sagte vor
dem belgischen parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus, dass Politik
und Justiz "auf allen Ebenen" mit der organisierten Kriminalität verquickt
seien. Ritueller Missbrauch und Pädophilie also auf höchsten Ebenen und
daher keine Strafverfolgungen...?
Das ist spekulativ. Ich kann nicht beweisen, dass es so ist. Aber ich
habe im Zusammenhang meiner eigenen Recherchen immer wieder erfahren, dass
und wie oft sexuell missbrauchte und schwer misshandelte Kinder aus
scheinbar hoch anständigen, aktiv den christlichen Glauben praktizierenden
Familien stammen und auch pädophile sowie nicht nicht pädophile
Kinderschänder beiderlei Geschlechts aus allen gesellschaftlichen
Schichten kommen.
Leider ist die sexuelle Lust am Kind nicht an bestimmte soziale Schichten
gebunden. Sonst wäre sie einzudämmern. Wer Kinder sexuell missbraucht, ist
vielleicht potent und zeugungsfähig. Aber geistig-sittlich völlig unreif.
Manche Menschen sind daher so gehemmt, dass sie ihre sexuellen Wünsche nur
Kindern zu offenbaren wagen, von denen sie geliebt werden. Andere
benötigen zum ultimativen Kick das Gefühl der eigenen Macht und bedienen
sich deshalb sadistisch-pervers des Kindes, welches immer schwächer ist
und dadurch Überlegenheitsgefühle erzeugt.
Menschen dieser Art gibt es überall. Bildung oder Besitz feien nicht
dagegen. Und das nicht erst seit heute. Schon die Bibel berichtet, dass
Eroberer nach erfolgreicher Schlacht alle Frauen zur Vergewaltigung frei
gaben und sich selbst die Kinder vorbehielten.
Trotzdem ist der sexuelle Kindesmissbrauch ein Verbrechen. Meiner
Erfahrung nach sogar noch immer das bestgetarnte Verbrechen der Welt. Und
das nicht zuletzt deshalb, weil es ein sexuelles Gewaltverbrechen unter
dem Deckmantel der Liebe ist.
Nichts hören missbrauchte Kinder so oft von ihren "Liebhabern" wie das
Bekenntnis der Liebe. "Ich muss das machen, weil ich dich so sehr liebe,
weil ich dir nicht widerstehen kann, weil du so süß bist, weil dein Körper
so schön ist, weil du mich verrückt machst, weil ich krank bin vor Liebe
zu dir, weil ich sterbe, wenn du mich das nicht machen lässt, weil es so
schön mit dir ist wie mit keinem, weil du der liebste Mensch für mich
bist, weil ich dich mehr liebe als alles auf der Welt..."
Und nichts höre ich so oft von Pädophilen, wie die Beteuerungen, dass sie
Kinder viel zu sehr lieben, um ihnen jemals weh zu tun, dass das Kind den
Sex mit ihnen auch so wunderschön finde und diese Liebe nur deshalb nicht
genießen könne, weil man dem Kind eingeredet hat, es sei falsch.
Wie ernst die Strafverfolgung von Pädophilen genommen wird, habe ich
unlängst wieder einmal erfahren. Es hatte mir nämlich ein Mann aus
Weinheim bei Mannheim eine eMail geschickt, die auf meiner website
nachzulesen ist, und darin geschrieben, dass ich nicht wert sei zu leben
und mich umbringen solle, anstatt zu behaupten, dass Kinder Sex mit
Erwachsenen nicht lieben würden. Diesen Mann habe ich im November 2002
strafrechtlich wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch angezeigt. Und
habe bis heute trotz mehrfachen Nachfragens nichts von dieser Strafanzeige
gehört! |