Kommentar zum Film "Der Exorzismus der Emily Rose"
von Pfarrer Christian Sieberer
„Nach einer wahren Geschichte“
Die wahre Geschichte dieses Films lässt sich wie folgt beschreiben:
Am 1. Juli 1976 starb in Klingenberg am Main die Pädagogikstudentin Anneliese Michel. Es wurde öffentlich bekannt, dass vor ihrem Tod, im Auftrag des Bischofs von Würzburg, Dr. Josef Stangl, vom 16.9.1975, durch den Salvatorianerpater Arnold Renz, unterstützt von Pfarrer Ernst Alt, während eines längeren Zeitraumes der Exorzismus der katholischen Kirche nach dem Rituale Romanum für sie gebetet wurde.
Vor dem Landgericht in Aschaffenburg wurden die Eltern Anneliese Michels und die beiden Priester angeklagt, den Tod von Anneliese Michel verursacht zu haben.
Sie wurden am 21. April 1978 wegen unterlassener ärztlicher Hilfeleistung zu je sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Anneliese Michel war wegen der von ihr und ihrer Familie zunächst nicht als dämonischen Ursprungs interpretierten Phänomene seit 1969 von sieben Ärzten verschiedener Fachrichtungen untersucht bzw. behandelt worden.
Nach diesen jahrelangen, vergeblichen Versuchen weigerte sich Anneliese Michel, die mit 23 Jahren volljährig war, eine Zwangsbehandlung in einer Heil -und Pflegeanstalt zu akzeptieren, die nach Aussage des gerichtlich bestellten Gutachters in medikamentöser Ruhigstellung, Zwangsernährung und Elektroschocks bestanden hätte.
„Der Exorzismus der Emily Rose“ ist die filmische Umsetzung der Geschichte von Anneliese Michel.
In vielen Punkten hielten sich die Produzenten sehr genau an die Biographie:
Anneliese lebte als älteste Tochter mit ihren Eltern und drei Schwestern in einer kleinen Ortschaft. Sie wollte Lehrerin werden und begann das Pädagogik Studium in einer entfernt gelegenen Stadt. Dort lernte sie ihren Freund und treuen Begleiter bis zum Lebensende kennen.
Ohne ersichtliche Ursache begannen dann große geistliche Bedrängnisse über sie herein zu brechen. Nach längeren Spitalsaufenthalten, in denen sich alle medizinischen Heilungsversuche als unwirksam erwiesen, wandten sich ihre Eltern und sie an einen vertrauten Priester um geistliche Hilfe.
In Folge einer ständigen Verschlechterung ihres Zustands bis hin zur völligen Verzweiflung aller Beteiligten beschloss dieser Priester, seinen Bischof um Erlaubnis für das Gebet eines Großen Exorzismus nach dem Rituale Romanum der katholischen Kirche zu bitten. Nach vielen dramatischen Ereignissen während dieses Gebetes in ihrem Elternhaus verstarb Anneliese.
Sämtliche Ereignisse wurden auf Tonbändern mitgeschnitten, die vor Gericht als Beweismittel dienten. Im Prozess wurde Pfarrer Ernst Alt von einer Frau, Rechtsanwältin Dr. Marianne Thora, verteidigt.
Einzelne Details wurden wohl aus dramaturgischen Gründen verändert, jedoch ohne die Grundhandlung zu beeinträchtigen.
Es waren zwei Priester, die Anneliese halfen, keiner von ihnen saß jemals in einer Gefängniszelle, in der Öffentlichkeit wurde kaum etwas von ihren geistlichen Kämpfen wahrgenommen. Mehrere Male wurde für sie gebetet, und aufgrund sorgsamer Vorbereitungen kam es dabei auch zu keinen „Pannen“, wie der im Film gezeigten Flucht der Betroffenen.
Die Universitätsprofessorin für Anthropologie, Dr. Felicitas Goodman, sagte nicht im Prozess selbst aus, sondern schrieb nach genauem Studium der Prozessakten ein viel beachtetes Buch. Dieses Werk ist bis heute ein Standardwerk zum Thema, denn es enthält insbesondere eine sehr genaue Chronologie der Ereignisse.
Das Buch, das zuerst in den USA und schließlich unter dem Titel „Anneliese Michel und ihre Dämonen“ auch im deutschsprachigen Raum erschien, war die Grundlage für die Verfilmung ihrer Lebensgeschichte, wie man im Nachspann erfährt.
Ich halte diesen Film für sehenswert.
Schauen Sie ihn sich an und bilden Sie sich ihr Urteil.
Weiterführende Informationen finden Sie auf meinen Websites:
www.exorzismus.net und www.jesus-faq.net
Für Anfragen
stehe ich gerne zur Verfügung.
Ausdrücklich abraten möchte ich eher ängstlichen Menschen und Jugendlichen unter
16 Jahren. Es ist und bleibt ein schockierender Horrorfilm, bei den ärgsten
Szenen war ich durch die Inhaltsangabe vorgewarnt und habe die Augen
geschlossen.
Die Leistungen der vier Hauptdarsteller sind beeindruckend, der Schluss des Films faszinierend.
Das letzte Wort haben die Filmschaffenden selbst, ich persönlich meine, dass ihnen die Umsetzung ihres Grundanliegens gelungen ist:
"Die
Tatsache, dass dieses junge Mädchen ihr Leben verloren hatte, bewegte mich
sehr", so Regisseur Scott Derrickson. "Die Fragen, die die Geschichte aufwirft,
sind unglaublich provokant, und ich wusste, dass ein Film, der diese Story ans
Licht bringen würde, das Publikum dazu bringen würde, sich dieselben Fragen zu
stellen.
"Wir fanden heraus, dass die junge Frau einen sehr einnehmenden Charakter hatte.
Wir waren sofort von ihr angetan", ergänzt Boardman. "Angesichts der inhärenten
Struktur der Story, die in einer Gerichtsverhandlung endet, sahen wir einen Weg,
die gegenwärtigen Fragen des Glaubens in verschiedenen Perspektiven und
Wahrheiten zu zeigen. Gleichzeitig war das, was sie durchgemacht hatte, so
beängstigend, dass es uns klar war, mit heftigen Horrorsequenzen etwas
darzustellen, das die übernatürliche Seite der Story ebenfalls zeigen würde."
"In diesem Film wird eine grundsätzliche Angst des Menschen angesprochen:
Existiert das Böse tatsächlich?", bemerkt Produzent Tom Rosenberg. "Und wenn das
Böse existiert, ist es allmächtig - und was tust du in seinem Angesicht?"
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