Kommentar zum Film „Der Exorzist“
von Pfarrer Christian Sieberer
Beginnen wir mit den positiven Seiten des Films:
1.)
Ja, es gibt Erscheinungen im menschlichen Leben, die nicht auf natürliche Weise zu erklären sind.
2.)
Psychologie und Psychiatrie stoßen bei okkulten Phänomenen unweigerlich an ihre Grenzen.
3.)
Die Ursachen dieser Probleme sind meist sehr vielschichtig. Häufig besteht eine Mischung aus Unwissenheit, Neugierde, eigener und fremder Schuld und dem Wirken des Bösen, in deren Folge ein Mensch auf okkulte Weise belastet wird.
4.)
Wenn gar nichts mehr hilft, hilft vielleicht ein Priester.
5.)
Ja, es gibt Priester als Archäologen, Sportler, Lebemänner, Alleinunterhalter, Alkoholiker, Vergnügungssüchtige, Durchschnittstypen, Langeweiler, Depressive, schlechte Söhne, abgehobene Intellektuelle, Weltfremde, Kirchenfürsten, Ungläubige, Rationalisten, Naive,…
und ebensolche werden uns in diesem Film auch vorgeführt.
Und doch ist diesen schwachen, sündigen Menschen eine besondere Aufgabe gegeben, wie schon den Aposteln, die auch oft genug versagt haben.
6.)
Ja, es ist auch heute noch schwierig, einen Priester zu finden, der einen großen Exorzismus beten darf und will.
7.)
Es sind wohl alle im Film gezeigten Phänomene schon einmal aufgetreten, wenn auch kaum in so geballter Form. Übermenschliche Kräfte, Elevationen, fremde Sprachen, übersinnliches Wissen,… sind Anzeichen für die Besessenheit eines Menschen.
Gründlich geprüft wurde vom Filmpater sicherlich auch, bedingt allerdings durch eine an Unglauben grenzende Skepsis.
8.)
Ja, Jesus Christus ist der Sieger über den Bösen durch sein Leiden und Sterben am Kreuz auf Golgotha und seine Auferstehung von den Toten.
Natürlich hat das Kreuz, als Zeichen seines Sieges über die Sünde und den Tod, gewaltige Kraft. Ebenso das Weihwasser, das an die Taufe erinnert, in der wir am Sieg Jesu Anteil erhalten haben.
9.)
Ja, ein Exorzismus ist ein oft sehr langes und anstrengendes Gebet.
Physisch und psychisch werden hier der Priester und alle Mithelfer voll gefordert.
10.) Ja, es sind schon Priester in Folge eines Exorzismus verstorben, ob durch Übernahme des Bösen sei dahingestellt.
Und doch hatte ich nach diesem Film eine Grundfrage: Was bringt’s???
Der Autor William Peter Blatty hatte als Vorlage für sein Buch einen Exorzismus in Washington im Jahre 1949. Sein eigentliches Interesse an diesem Thema weiß, trotz aller Interviews, Gott allein, ich vermute, es war vor allem der Reiz des Ungewöhnlichen.
Regisseur William Friedkin hatte einen Bestseller vor sich, auch sein wirkliches Interesse an dieser Materie lässt sich, abseits aller großen Worte, nur schwer definieren.
Mit einem Satz: Dieser Film bringt’s nicht!!!
1.)
Sogar mancher Fan von Horrorfilmen war davon nicht begeistert….(oh, Schreck!)
Originalzitat auf Amazon:
„Ich habe mir diesen Film in der Erwartung gekauft, er sei
wirklich richtig gruselig. Viele meiner Bekannten haben gesagt, dieser Film sei
ein echter Schocker. Aber nachdem ich den Film gesehen habe war ich echt
enttäuscht. Das ist einer der langweiligsten Filme aus dem Horror-Film Genre,
den ich je gesehen habe. Die ersten 3/4 des Films sind ausschließlich
langweilige Dialoge und haben keinen einzigen Funken Spannung. Und das sollte
man bei einem Horrorfilm ja wohl erwarten. Dann endlich im letzten Viertel geht
es zur Sache. Aber auf recht zweifelhafte Weise. Ich weiß ja nicht, zu was man
fähig ist, wenn man vom Teufel besessen ist, jedoch glaube ich nicht, dass man
so etwas perverses und einfach ekelerregendes macht, wie dieses Mädchen. Einfach
unfassbar. Wollte der Filmemacher damit die Christen schocken, weil er das
Mädchen das Jesuskreuz als sexuelles Stimulanzgerät benutzen ließ? Ich weiß es
nicht.
Und schwebende Betten und kurze Einblendungen von Fratzen, die mit dem Geschehen
absolut gar nichts zu tun haben, lassen ihn auch nicht gruseliger Wirken.
Der Slogan "Der erschreckendste Film aller Zeiten" ist glatt gelogen. Dieser
Film ist Zeit- und Geldverschwendung.
Es gibt tausendmal bessere Filme!“
2.)
Ein religiöses Thema, und genau das ist es ausdrücklich, wenn es um einen katholischen Priester geht, der das Amt eines Exorzisten ausübt, braucht einen Autor und einen Regisseur, die ein tiefes Verständnis für religiöse Vorgänge haben.
Und eben dieses Know How spreche ich den beiden Willis ab.
Deshalb ist dieser Film im Grunde eine verfälschte, hohle und geradezu dümmliche Darstellung eines der dramatischsten Ereignisse, das es auf dieser Erde gibt.
3.)
Im Grunde geht es um Geld.
Im Grunde geht es um Grusel und Gänsehaut.
Im Grunde geht es um den ganz primitiven Horror Kick, mit welchem Mittel auch immer.
Religion als Aufputz, mit einigen theologischen Schnitzern gewürzt.
Wenn es bei den Atheisten in der damaligen Sowjetunion ein ähnliches „Spektakel“ gegeben hätte, wäre das wohl auch eine „sehr wichtige“ Thematik gewesen.
4.)
Ziemlicher Priesterverschleiß.
Gleich zwei von zwei Patres lassen ihr Leben.
Der schlecht geschminkte Max von Sydow als Oldiefather aufgrund eines Herzversagens.
Und dann der fesche, depressive Karras Burli in selten dummer Weise.
Als der liebe Jesus auch nichts mehr hilft, nimmt er todessehnsüchtig dem kleinen Nachthemdmonster die Schminke ab.
Stürzt in Superman Manier aus dem Fenster.
Kullert die lange Meuchelmordtreppe hinunter und bleibt mit roter Blutlache neben schwarzem Talar liegen. Als echter Held mitten in der Nacht natürlich gleich von einer Traube von Fans umgeben.
Und einem schmierigen Amtsbruder, der noch schnell die magische Absolution erteilt.
Wie dramatisch.
Und doch alles umsonst.
Im dritten Teil erfahren wir plötzlich, dass er den Sturz über diese läppischen paar Stüfchen mit seinem frustgeformten Stahlbody locker weggesteckt hat.
Nicht mal sterben darf man.
Und damit sind wir schon bei
5.)
Der letzte „Beweis“ für die höchst zweifelhaften Motive der an diesem Film Beteiligten waren wohl die Fortsetzungen.
Wieder ein Originalzitat eines Amazon Kunden:
"Exorzist II" ist sicher in die Filmgeschichte eingegangen als eine der schlechtesten Fortsetzungen aller Zeiten. Das ist umso bedauerlicher, als Regisseur John Boorman hier keinen billigen Abklatsch des Originals hingelegt hat, sondern an einer durchaus anspruchsvollen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse interessiert ist. Hilft aber nichts, denn dem Film fehlt es einfach an einer Figur, für die der Zuschauer auch nur ansatzweise Interesse zeigt. Richard Burton schlafwandelt scheinbar auf Valium durch den Film, Louise Fletcher wirkt immer peinlich berührt, Linda Blair beweist, dass sie nicht das Talent hat, eine Hauptrolle mit Leben zu erfüllen und wirkt oft unfreiwillig komisch. Dass der Film ständig die Schauplätze wechselt und man nie weiß, worum es eigentlich überhaupt geht, versetzt der Fortsetzung dann den Todesstoß, zumal besonders die lächerlichen Afrika-Szenen mit billigen Pappkulissen total fehl am Platze wirken. Es kommt einfach nie Spannung auf, die Erzählung ist konfus bis abstrus, und Ennio Morricones Musik passt schlicht nicht in den Film und wirkt störend. Hier hatte einfach jeder der Beteiligten seinen schlechtesten Tag. Ob nun ein Director's Cut (der Film wurde drastisch gekürzt und umgeschnitten, als er herauskam, weil Warner Bros. schon schwante, was sie für einen Murks produziert hatten) dem Ganzen, hilft, darf bezweifelt werden. Dazu müssten 80% des vorhandenen Materials verschwinden, und das ist kaum realistisch. Schade!“
Nach dem Motto:
„Wann ist die süße Regan endlich wieder besessen, damit wir noch einmal Geld scheffeln können…“ entstand Part II.
Mit obskurer Thematik Part III.
Und weil die beide floppten, na dann halt noch einmal Part I mit völlig unnötigen Sequenzen und einem Schlussdialog, der in Sachen Peinlichkeit oscarverdächtig ist.
Aber mit Dolby Surround, damit das Gekreische besser kommt.
Und dem Werbeslogan:
„Treib dir den Teufel mit DVD oder VHS aus.“
Ach ja, und in Kürze kommt endlich die Vorgeschichte zu dem ganzen Brei, schon jetzt heftig beworben.
Überfluss zum Quadrat.
Arme Linda Blair.
Einst ein hochbegabtes vierzehnjähriges Mädchen, dass ausgerechnet die Grummelpuppe mit Quietschhälschen spielen darf.
Dann vier Jahre später als echte Schauspielerin von der Kritik arg verrissen.
Und schließlich nur mehr für ihre eigene Parodie gut, an der Seite der nackten Kanone.
Der erschreckendste Film aller Zeiten?
Eher Erbsensuppe und hohler Pathos.
Liebe Leute,
Wenn Euch jemand von okkulten Belastungen erzählt, nehmt ihn zuerst einmal ernst und macht keine Witze, die auf diesen Film anspielen.
Wendet Euch an einen Priester oder an das Büro eures Bischofs.
Es gibt den Teufel und er verursacht oft unfassbares Leid.
Liebe Mitbrüder im Priesteramt,
Ich selbst war schon bei mehreren Exorzismen mit einer schwer belasteten Person dabei.
Das Gebet war schwierig und schockierend, einige Phänomene, die im Film gezeigt werden, habe ich selbst miterlebt.
Aber am Schluss habe ich gewusst: D a s bringt’s!
Der Auftrag Jesu ist klar.
Worauf warten wir noch?