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Papst Johannes Paul II., Generalaudienz 1986
6 Katechesen über die Heiligen Engel


1 -
Schöpfer aller Dinge, der sichtbaren und unsichtbaren
2 - Schöpfer der Engel, die Freiheit hatten
3 - Schöpfer der unsichtbaren Dinge, der Engel
4 - Die Engel in der Geschichte der Erlösung

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Schöpfer aller Dinge, der sichtbaren und der unsichtbaren

1. Engel-Katechese: General Audienz vom 9. Juli 1986

Der biblisch begründete Glaube an rein geistige Wesen

1. Unsere Katechesen über Gott, den Schöpfer der Welt, können wir nicht abschließen, ohne noch einem bestimmten Innhalt der göttlichen Offenbarung entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen: nämlich der Erschaffung jener rein geistigen Wesen, die die Heilige Schrift ,,Engel" nennt. Diese Schöpfung wird in den Glaubensbekenntnissen, besonders mit nicaeno-constantinopolitanischen, klar erwähnt, wenn es da heißt: "Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge" (d.h. Wesen). Wir wissen, dass innerhalb der Schöpfung der Mensch eine einzigartige Stellung genießt: dank seines Leibes gehört er der sichtbaren Welt an, während er sich durch die Geistseele, die den Leib belebt, gleichsam an der Grenze zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Schöpfung befindet. Dieser unsichtbaren Schöpfung gehören nun nach der Aussage im Glaubensbekenntnis, das die Kirche im Lichte der Offenbarung bekennt, noch andere, rein geistige Wesen an. Sie gehören nicht der sichtbaren Welt an, sind aber in ihr gegenwärtig und tätig. Sie stellen eine eigene Welt dar.

2. Wie in vergangenen Zeiten, so spricht man auch heute mit mehr oder weniger Weisheit von diesen geistigen Wesen. Man muss zugeben, dass die Verwirrung dabei bisweilen recht groß ist. Das bringt die Gefahr mit sich, etwas als Glaube der Kirche über die Engel hinzustellen, was gar nicht zu diesem Glauben gehört, oder umgekehrt einen wichtigen Gesichtspunkt an dieser geoffenbarten Wahrheit zu übergehen.

Die Existenz der geistigen Wesen, die die Heilige Schrift für gewöhnlich "Engel" nennt, wurde bereits zur Zeit Christi von den Sadduzäern geleugnet (Vgl. Apg 23,8). Ebenso wird sie von den Materialisten und Rationalisten aller Zeiten bestritten. Doch "wollte man sich von den Engeln befreien, so müsste man die Heilige Schrift selbst und mit ihr die ganze Heilsgeschichte radikal revidieren‘. So hat ein moderner Theologe treffend bemerkt. (vgl. A. Winklhofer, Die Welt der Engel, Ettal 1961, S.144, Anm.2.; in Mysterium Salutis, II, 2, S. 726)) Die gesamte Überlieferung stimmt in der Frage nach der Existenz der Engel völlig überein: und das Glaubensbekenntnis der Kirche ist hier im Grunde nur des Echo auf das, was der heilige Paulus an die Kolosser geschrieben hat: ,,Denn in Ihm (Christus) wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften. Mächte und Gewalten: alles ist durch lhn und auf lhn hin geschaffen (Kol 1,16). Des heißt: Christus. der als Sohn das ewige, mit den, Vater wesensgleiche Wort und der ,,Erstgeborene der ganzen Schöpfung" (Kol 1,15) ist, steht im Mittelpunkt des ganzen Universums als Grund und Angelpunkt der ganzen Schöpfung.

3. Die Bezugnahme auf den Vorrang (Primat) Christi hilft uns verstehen, dass die Wahrheit von der Existenz und vom Wirken der (guten und bösen) Engel keineswegs den zentralen Inhalt der Wortoffenbarung Gottes bildet. Denn in der Offenbarung redet Gott vor allem die Menschen an... und verkehrt mit ihnen, um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen, wie wir in der Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung "Dei Verbum" Nr. 2 lesen. So bildet "die tiefe Wahrheit... über Gott und des Heil der Menschen" den Hauptinhalt der göttlichen Offenbarung, der uns in der Person Jesu Christi am vollständigsten aufleuchtet. Die Offenbarungswahrheit von den Engeln ist gewissermaßen nur eine den Rahmen bildende (kollaterale), aber von der Hauptoffenbarung nicht zu trennende Wahrheit. Die Hauptoffenbarung ist die von der Existenz, Majestät und Herrlichkeit des Schöpfers, wie sie in der ganzen sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung und im Heilswirken Gottes in der Geschichte des Menschen aufleuchten. Die Engel sind demnach in der Wirklichkeit der göttlichen Offenbarung nicht Geschöpfe ersten Ranges, aber sie gehören voll dazu; ja manchmal sehen wir sie sogar im Namen Gottes selbst fundamentale Aufgaben erfüllen.

4. Alles, was zur Schöpfung gehört, gehört gemäß der göttlichen Offenbarung zum Geheimnis der göttlichen Vorsehung. Das hat auf besonders treffliche Weise das I. Vatikanische Konzil deutlich gemacht in den folgenden Worten: ,,Alles, was Gott geschaffen hat, erhält und leitet er mit seiner Vorsehung, die machtvoll ihre Kraft vom einen Ende (der Welt) zum andern entfaltet und voll Güte das All durchwaltet (vgl. Weish 8,1). ,Alles liegt nackt und bloß vor seinen Augen‘ (vgl. Hebr 4,13), auch das, was aus freier Initiative der Geschöpfe geschehen wird" (DS 3003).

Die Vorsehung umfasst also auch die Welt der reinen Geister, die noch viel mehr als die Menschen freie Vernunftwesen sind. In der Heiligen Schrift finden wir wertvolle Hinweise auf sie. Dort findet sich auch die Offenbarung eines geheimnisvollen, aber wirklichen Dramas, das diese Engelwesen betraf, ohne dass irgend etwas der ewigen Weisheit entgangen wäre, die machtvoll (fortiter) und zugleich gütig (suaviter) alles im Reich des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zur Vollendung führt.

5. Vor allem kommen wir dabei zur Erkenntnis, dass die göttliche Vorsehung als liebevolle Weisheit Gottes gerade in der Erschaffung rein geistiger Wesen offenbar wird. Ihre Gottähnlichkeit kommt dabei besonders gut zum Ausdruck, die alles in der sichtbaren Welt Erschaffene, den Menschen eingeschlossen, der gleichfalls ein unauslöschliches Ebenbild Gottes ist, weit überragt. Denn Gott, der absolut vollkommene Geist, spiegelt sich vor allem in den geistigen Wesen wider, die Ihm von ihrer Natur her, d.h. wegen ihrer Geistigkeit, viel näher stehen als die materiellen Geschöpfe. Sie bilden gleichsam die allernächste ,,Umgebung", gewissermaßen den Hofstaat des Schöpfergottes. Die Heilige Schrift liefert ein recht deutliches Zeugnis dieser ganz großen Gottesnähe der Engel, wenn sie dort in bildhafter Sprache von ihnen als dem "Thron" Gottes, als seinen "Scharen", seinem "Himmel" spricht. Die Heilige Schrift hat hier die Dichtung und die Kunst der christlichen Jahrhunderte inspiriert, die uns die Engel als "Gefolge Gottes" darstellen.     Zurück

 

Schöpfer der Engel, die Freiheit hatten

2. Engel-Katechese: General Audienz vom 23. Juli 1986

Die Scheidung der Geister in der Engelwelt

1. Heute führen wir unsere Katechese über die heiligen Engel fort, dessen Existenz, gewollt durch einen Akt der göttlichen Liebe, wir mit den Worten des nicaeno-constantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses bekennen: "Ich glaube an den einen Gott, den Vater den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der sichtbaren und der unsichtbaren Dinge."

In der Vollkommenheit ihrer Geistnatur sind die Engel von Anfang an kraft ihres Intellekts dazu berufen, die Wahrheit zu erkennen und das Gute zu lieben, das sie in viel umfassenderer und vollkommenerer Weise, als dies dem Menschen möglich ist, in der Wahrheit erkennen. Diese Liebe ist ein freier Willensakt, auf Grund dessen auch für die Engel ihre Freiheit die Möglichkeit in sich schließt, eine Entscheidung für oder gegen das Gute, das sie erkennen, also für oder gegen Gott selbst, zu treffen.

Es muss hier wiederholt werden, was bereits in Bezug auf den Menschen gilt: Mit der Erschaffung freier Wesen wollte Gott, dass sich in der Welt jene wahre Liebe verwirkliche, die einzig und allein auf der Grundlage der Freiheit möglich ist. Gott wollte also, dass das nach seinem Bild und Gleichnis geformte Geschöpf Ihm, der "die Liebe" ist (1 Joh 4,16), möglichst vollkommen ähnlich werden könne. Wenn Gott die reinen Geister als freie Wesen erschaffen hat, so musste Er in seiner Vorsehung auch die Möglichkeit zur Sünde der Engel voraussehen. Aber weil die göttliche Vorsehung ewige Weisheit ist, die liebt, so wusste Gott aus der Geschichte dieser Sünde, die als Sünde eines reinen Geistes unvergleichlich radikaler ist, das endgültig Gute des ganzen geschaffenen Kosmos zu gewinnen.

2. Tatsächlich scheiden sich die reinen Geister, wie die Offenbarung deutlich sagt, in gute und böse. Diese Scheidung ist jedoch nicht durch Gottes Schöpfungstat bewirkt worden, sondern auf Grund der Freiheit der Geistnatur, die einem jeden dieser rein geistigen Wesen zu eigen ist. Diese Scheidung wurde bewirkt durch die Entscheidung, die bei den rein geistigen Wesen einen unvergleichlich radikaleren Charakter besitzt und unwiderruflich (irreversibel), d.h. nicht rückgängig zu machen ist in Anbetracht des hohen Grades von intuitiver Erkenntnis und Durchdringung des Guten, womit der Verstand dieser Geistwesen ausgestattet ist.

In diesem Zusammenhang muss nun gesagt werden, dass die reinen Geister — wie später die Menschen — einer moralischen Prüfung unterworfen worden sind. Dabei ging es um eine Entscheidung vor allem im Hinblick auf Gott selbst, der von den reinen Geistwesen seinem Wesen nach stärker und unmittelbarer erkannt wurde, als dies dem Menschen möglich ist, zumal Gott diesen Geistwesen noch vor dem Menschen die Teilhabe an seiner göttlichen Natur geschenkt hat.

3. Gott ist das erste und höchste Gut, das seinem Wesen nach von den reinen Geistwesen stärker und direkter bejaht, beziehungsweise abgelehnt werden konnte, als dies im Wirkungskreis des freien Willens des Menschen geschehen kann. Die reinen Geister haben ja eine unvergleichlich vollkommenere Erkenntnis Gottes als der Mensch, weil diese kraft ihres Intellekts von der sinnenhaften Vermittlung der Erkenntnis (wie beim Menschen) weder bedingt noch beschränkt wird. Die reinen Geister sehen und erkennen die Größe des unendlichen Seins, der ersten Wahrheit, des höchsten Gutes, bis auf den Grund. Dieser tiefen (sublimen) Erkenntnisfähigkeit der reinen Geister bot Gott das Geheimnis seiner Göttlichkeit dar. Er machte die reinen Geister gnadenhaft zu Teilhabern an seiner unendlichen Herrlichkeit: Eben weil die Engel Wesen reiner Geistnatur sind, war in ihrem Verstand die Fähigkeit und das Verlangen nach dieser übernatürlichen Erhöhung gegeben, zu der sie Gott berufen hatte, um ihnen noch vor dem Menschen ,,Anteil an der göttlichen Natur" (vgl. 2 Petr 2,4) zu gewähren. Sie sollten so Teilhaber am innersten Leben dessen werden, der in der Gemeinschaft der drei göttlichen Personen ,, die Liebe ist" (1 Joh 4,16). Gott hatte alle reinen Geister früher als den Menschen und viel stärker als ihn zur ewigen Gemeinschaft der Liebe zugelassen.

4. Die Entscheidung, die auf Grund der besonderen Klarheit ihres Intellekts und der so in höherer Form erkannten Wahrheit über Gott von den Engeln getroffen wurde, hat die Welt der reinen Geister in Gute und Böse geteilt. Die Guten haben Gott als höchstes und endgültiges Gut erwählt, das sie im Lichte des von der Offenbarung erleuchteten Intellekts erkannt hatten. Ihre Entscheidung für Gott bedeutete, dass sie sich mit der ganzen inneren Kraft ihrer Freiheit, der Kraft, die Liebe ist, Ihm zugewandt haben. Gott ist zum totalen und endgültigen Ziel ihrer geistigen Existenz geworden. Die anderen Engel jedoch haben sich von Gott abgewandt, ganz im Gegensatz zu der erkannten Wahrheit, die Ihn doch als das umfassende und endgültige Gut auswies. Diese gefallenen Engel haben ihre Entscheidung gegen die Offenbarung des Geheimnisses Gottes getroffen, gegen seine Gnade, durch die Er sie teilhaben ließ an seiner Dreifaltigkeit und an der ewigen Freundschaft und Liebesgemeinschaft mit sich. Auf Grund ihrer geschöpflichen Freiheit haben sie eine ebenso radikale und irreversible Wahl getroffen wie die guten Engel, jedoch dieser diametral entgegengesetzt: statt Gott liebevoll anzunehmen, haben sie Ihm eine Absage erteilt, die bestimmt war vom irrigen Gedanken ihrer Unabhängigkeit, von Ablehnung und sogar von Hass, der sich schließlich in Rebellion verwandelte.

5. Wie soll man eine solche Opposition und Rebellion gegen Gott bei solchen Wesen verstehen, die doch mit so lebendigem Intellekt begabt und mit solcher Geistesklarheit ausgestattet waren? Was kann der Grund für eine so radikale und nicht mehr rückgängig zu machende Entscheidung gegen Gott sein? Was kann der Grund für einen so tiefen Hass sein? Er kann eigentlich nur als Frucht des Wahnsinns erscheinen! Kirchenväter und Theologen zögern nicht, von Verblendung zu sprechen, hervorgerufen durch Überschätzung der Vollkommenheit des eigenen Seins und so weit getrieben, dass diesen reinen Geistern die Oberhoheit Gottes verschleiert wurde, der von ihnen einen Akt williger und gehorsamer Unterwerfung verlangt hatte. Das alles scheint überaus treffend in den Worten ausgedrückt zu sein: ,,Ich will nicht dienen!" (Jer 2,20). Diese Worte zeigen die radikale, nicht mehr rückgängig zu machende Weigerung, am Aufbau des Reiches Gottes in der geschaffenen Welt teilzunehmen. Satan, der rebellische Geist, will sein eigenes Reich, nicht das Reich Gottes. Er erhob sich zum ersten Widersacher des Schöpfers, zum Gegner der Göttlichen Vorsehung, zum feindseligen Streiter gegen die liebende Weisheit Gottes. Aus der Auflehnung und der Sünde Satans, wie auch der des Menschen, müssen wir, die weise Erfahrung der Heiligen Schrift aufgreifend, den Schluss ziehen: ,,Der Stolz führt ins Verderben" (Tob 4,13).    Zurück

 

Schöpfer der unsichtbaren Dinge: der Engel

3. Engel-Katechese: General Audienz vom 30. Juli 1986

Die Engel als Bild von Gott

1. In den vorangegangenen Katechesen haben wir nachgedacht über den Glaubensartikel, in dem wir Gott als Schöpfer nicht nur der ganzen sichtbaren Welt preisen und bekennen, sondern auch als den Schöpfer der "unsichtbaren Dinge", und wir haben die Frage der Existenz der Engel erörtert, welche gerufen worden waren, eine Entscheidung für oder gegen Gott in einem radikalen und unkehrbaren Akt der Annahme oder der Zurückweisung von Gottes erlösendem Willen abzulegen.

Gemäß der Heiligen Schrift sind die Engel, insofern sie reine geistige Schöpfungen sind, gegenwärtig zu unserer Reflektion als eine besondere Verwirklichung des "Bildes von Gott", des vollkommensten Geistes, wie Jesus selbst die Samaritanerin mit den Worten erinnert: "Gott ist Geist" (Joh 4,24). Von diesem Gesichtspunkt sind die Engel die Geschöpfe, die am nächsten dem göttlichen Beispiel sind. Der Name, der ihnen von der Heiligen Schrift gegeben wird, zeigt an, dass, was am meisten in der Offenbarung zählt, ist die Wahrheit hinsichtlich der Aufgaben der Engel in Beziehung zum Menschen: Engel (angelus) bedeutet tatsächlich "Kurier"; das hebräische malak, benutzt im Alten Testament, bedeutet genauer "Gesandter " oder "Botschafter". Die Engel, geistige Geschöpfe, haben eine Funktion der Vermittlung und des Ministeriums in der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Unter diesem Aspekt sagt der Brief an die Hebräer, dass dem Christus ein "Name" gegeben worden ist, und daher ein Dienst der Vermittlung, weit dem der Engel überlegen (vgl. Heb 1,4).

Sorge

2. Das alte Testament hebt besonders die spezielle Teilnahme der Engel in der Feier der Herrlichkeit hervor, die der Schöpfer als Tribut des Lobs von Seiten der geschaffenen Welt empfängt. Die Psalmen sind in speziell Weise Auslegungen dieser Stimme, wenn sie z.B. ausrufen "Halleluja! Lobt den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen: Lobt ihn, all seine Engel, ...(Ps 148,1-2). Ähnlich in Psalm 102 (103): "Lobt den Herrn, ihr seine Engel, / ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorsam! (Ps 102 [ 103]:20). Dieser letzte Verse von Psalm 102 anzeigt, dass die Engel in einer ihnen eigenen Weise teilnehmen, an Gottes Regierung über der Schöpfung, als "die mächtigen, die sein Wort vollziehen" entsprechend dem Plan, der von Gottes Vorsehung erstellt wird. Den Engeln im besonderen ist anvertraut eine besondere Sorgfalt für das Volk, dessen Bitten und Gebete sie Gott darbringen, wie, erwähnt z.B. im Buch von Tobit (Vgl. besonders Tob 3,17 und 12,12). Der Psalm 90 ruft aus: Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; Ps 90-[91]:11-12). Nach dem Buch von Daniel kann es gesagt werden, dass die Aufgaben der Engel als Botschafter des lebendigen Gottes nicht nur für einzelne Menschen und für diejenigen, die spezielle Aufgaben haben, gegeben werden, sondern auch für ganze Nationen (Dan 10,13-21)

3. Das neue Testament beleuchtet die Rolle der Engel in der messianischen Mission Christi und vor allem im Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes, wie wir in der Erzählung der Verkündigung der Geburt des Johannes des Täufers (vgl.. Lk 1,11), des Christus selbst (vgl. Lk 1,26), in der Erklärung und in den Aufträgen beobachten, die Maria und Joseph (vgl. Lk 1,30-37; Mt 1,20-21) erteilt werden, in der Verkündigung an die Hirten in der Nacht der Geburt des Herrn (Lk 2,9-15), im Schutz des neugeborenen Kindes vor der Gefahr der Verfolgung durch Herodes (vgl. Mt 2,13).

Weiter wird in den Evangelien vom Vorhandensein der Engel während Jesus' vierzig Tage Fasten in der Wüste (Mt 4,11) und während des Gebets in Gethsemani. gesprochen. Nach der Auferstehung Christi ist dort auch ein Engel, der unter der Gestalt eines jungen Mannes erscheint, und zu den Frauen, die zum Grab geeilt waren und überrascht waren, es leer zu finden, sagt "Fürchtet euch nicht! ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, ... geht schnell zu seinen Jüngern ..(Mt 28,5-7). Zwei Engel wurden auch von Mary Magdalene gesehen, die durch eine persönlichen Erscheinung von Jesus beschenkt wurde (Joh 20,12-17; vgl.. auch Lk 24:4). Die Engel erscheinen den Aposteln nach Auferstehung Christi, um ihnen zu sagen. "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. (Apg 1,10-11). Sie sind die Engel von ihm, die, wie der hl. Petrus schreibt, "der in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur Rechten Gottes, und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen. (1 Petr 3,22)

4. Wenn wir das zweite Kommen Jesu Christi in der Parusie betrachten, finden wir dass all die synoptischen Evangelien anmerken, dass "der Menschensohn... in der Herrlichkeit des Vaters mit den heiligen Engeln kommen wird (so Mk 8,38;wie auch Mt 16,27; und Mt 25,31 in der Beschreibung des letzten Gerichts; und Lk 9,26; vgl. auch den hl. Paulus in 2 Thess 1,7). Es kann folglich gesagt werden, dass die Engel, als reine Geister, nicht nur an der Heiligkeit Gottes selbst in ihrer eigenen Weise teilnehmen, sondern in den Schlüsselmomenten umgeben sie Christus und begleiten ihn in der Erfüllung seiner Erlösungs-Mission hinsichtlich der Menschheit. In der gleichen Weise hat auch die ganze Tradition und das ordentliche Lehramt der Kirche all die Jahrhunderte hindurch den Engeln diesen besonderen Charakter und diese Funktion des messianischen Dienstes zugeschrieben.        Zurück

 

Die Teilnahme der Engel an der Heilsgeschichte

4. Engel-Katechese: General Audienz vom 6. August 1986

In dieser Generalaudienz vom 6. August merkte Papst Johannes Paul II. an, dass die moderne Mentalität die Wichtigkeit der Engel nicht sieht. Doch im Zusammentreffen mit der Welt der Engel kommt der Mensch dazu, sein eigenes Sein zu sehen, nicht nur als Körper, sondern auch als Geist.

Die ,,stets das Antlitz des himmlischen Vaters schauen"

1. In den vorausgegangenen Katechesen haben wir gesehen, wie sich die Kirche, erleuchtet durch das Licht, das die Heilige Schrift schenkt, durch die Jahrhunderte hindurch zur Wahrheit von der Existenz der Engel, dieser von Gott geschaffenen reinen Geistwesen, bekannt hat. Im nicaeno-constantinopolitanischen Glaubensbekenntnis bekannte sie diese Wahrheit von Anfang an und bestätigte sie auf dem IV. Lateran-Konzil, dessen Lehrentscheidung vom I. Vatikanischen Konzil wieder aufgegriffen wurde im Zusammenhang mit der Lehre von der Schöpfung: Gott ,,hat zu Beginn der Zeit beide Schöpfungen zugleich aus dem Nichts ins Dasein gerufen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der stofflichen (materiellen) Welt; dann hat er die Menschennatur erschaffen, der beides eigen ist, da sie aus Geist und Leib besteht" (De fide cath. DS 3002). Das heißt: Gott erschuf am Anfang beide Wirklichkeiten, die geistige und die körperliche, die irdische und die der Engel. Das alles erschuf Er zugleich (simul)...

2. Zusammen mit dem Glauben an die Existenz der Engel erkennt der Glaube der Kirche auch bestimmte Züge an der Natur der Engel. Ihr rein geistiges Wesen schließt vor allem neben ihrem nicht-materiellen Dasein ihre Unsterblichkeit ein. Die Engel haben keinen Leib; sie können freilich unter bestimmten Umständen aufgrund ihrer Sendung zugunsten der Menschen in sichtbarer Gestalt erscheinen. Sie sind nicht dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen, das die ganze materielle Welt beherrscht. Jesus selbst hat dort, wo er über das zukünftige Leben der Auferstandenen spricht, bezüglich der Natur der Engel gesagt: ,,Sie (die Auferstandenen) können nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich geworden... sind" (Lk 20,36).

3. Insofern die Engel Wesen von geistiger Natur sind, sind sie mit Verstand und freiem Willen ausgestattet, genau wie der Mensch, aber von höherem Grad als dieser, und doch auch nur in begrenzter, endlicher Weise infolge der Grenzen, die allen Geschöpfen eigen sind.

Die Engel sind also personale Wesen und darum wie der Mensch ebenfalls ,,Bild und Gleichnis" Gottes. Die Heilige Schrift gibt den Engeln auch Benennungen, und zwar nicht nur persönliche wie die Eigennamen Gabriel, Rafael und Michael, sondern auch Gattungsnamen wie die Bezeichnungen Serafim, Kerubim, Throne, Mächte, Gewalten, Fürsten; die Heilige Schrift unterscheidet auch zwischen Engeln und Erzengeln.

Wenn wir die analogisierende und darstellende Ausdrucksweise des heiligen Textes berücksichtigen, so können wir daraus entnehmen, dass diese personalen Wesen fast wie in Gesellschaften gruppiert sind und sich nach Ordnungen und Abstufungen einteilen lassen, entsprechend dem Maß ihrer Vollkommenheit und den ihnen anvertrauten Aufgaben. Frühe Autoren wie Dionysios der Areopagite sprechen ferner —wie es auch die Liturgie der Kirche tut - von neun Engelchören. Die Theologie, besonders die patristische und die mittelalterliche, hat diese Darstellungsweise nicht zurückgewiesen, sondern versucht, ihr eine lehrmäßige und mystische Erklärung zu geben, ohne ihr jedoch einen absoluten Wert beizumessen.

Der heilige Thomas von Aquin hat es vorgezogen, das Erkennen und Wollen und die Erhebung dieser reinen Geister in die Übernatur tiefer zu erforschen, sei es in Bezug auf ihre Würde auf der Stufenleiter der Geschöpfe, sei es in bezog auf ihre geistigen Fähigkeiten und Tätigkeiten, um daraus das, was dem Geist an sich zu eigen ist, besser und gründlicher zu erforschen und um daraus dann Licht zu empfangen über die Grundprobleme, die von jeher das menschliche Denken bewegen und anregen: die Erkenntnis, die Liebe, die Gelehrigkeit Gott gegenüber, die Vollendung seines Reiches.

4. Das Thema, das wir berührt haben, mag heutigen Menschen fern liegen oder für das Leben wenig wichtig vorkommen. Und doch glaubt die Kirche, dem Menschen damit einen großen Dienst zu erweisen, wenn sie freimütig die ganze Wahrheit vom Schöpfergott, auch vom Erschaffer der Engel, vorlegt.

Der Mensch ist überzeugt, dass sich in Christus, dem Gottmenschen, der Mittelpunkt der göttlichen Offenbarung befindet. Die Engel sind nicht im Mittelpunkt. Dabei aber wird die im Glauben vollzogene Begegnung mit der Welt der reinen Geistwesen für den Menschen zu einer kostbaren Offenbarung seiner eigenen, nicht nur leiblichen, sondern auch geistigen Natur und seines Einbezogenseins in einen wahrhaft großartigen und wirksamen Heilsplan mit einer Gemeinschaft von personalen Wesen, die für den Menschen und mit dem Menschen den Plänen der göttlichen Vorsehung dienen.

5. Wir stellen fest, dass die Heilige Schrift und die Tradition speziell jene Geistwesen als Engel bezeichnet, die bei der grundlegenden Prüfung sich in freier Entscheidung für Gott, für seine Ehre und für sein Reich, entschieden haben. Sie sind mit Gott verbunden in der verzehrenden Liebe, die aus der beseligenden Schau der heiligsten Dreifaltigkeit von Angesicht zu Angesicht hervorgeht. Jesus selbst hat gesagt: ,,Die Engel schauen stets das Antlitz meines himmlischen Vaters im Himmel" (Mt 18,10). Dieses ,,stets das Antlitz des Vaters im Himmel schauen" ist höchster Ausdruck der Anbetung Gottes, ja man kann sagen, es stellt jene ,,himmlische Liturgie" dar, die im Namen des gesamten Universums vollzogen wird und die sich unaufhörlich mit der irdischen Liturgie der Kirche verbindet, vor allem in den Höhepunkten der Liturgiefeier: Es sei nur daran erinnert, dass die Kirche sich täglich, ja sogar stündlich über die ganze Welt hin zu Beginn des eucharistischen Hochgebetes im Herzstück der heiligen Messe auf die Engel und Erzengel beruft, um das Lob des dreimal heiligen Gottes zu singen und sich so mit jenen ersten Anbetern Gottes in der Verehrung und liebenden Anerkennung des unaussprechlichen Geheimnisses seiner Heiligkeit zu vereinen.

6. Wie uns die göttliche Offenbarung auch noch kundtut, sind die Engel, die am dreifaltigen Leben Gottes im Glorienlicht Anteil haben, auch dazu berufen, an der Heilsgeschichte der Menschen Anteil zu nehmen; vor allem in jenen Augenblicken, die vom Plan der Göttlichen Vorsehung besonders festgesetzt sind. Der Verfasser des Hebräerbriefes fragt: ,,Sind sie (die Engel) nicht alle dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen (Hebr 1,14)?.

Das glaubt und lehrt die Kirche aufgrund der Heilige Schrift, aus der wir erfahren, dass der Schutz der Menschen und die Sorge um ihr Heil Aufgabe der guten Engel ist. Das finden wir an verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift zum Ausdruck gebracht, z.B. im Psalm 90/91: ,,Er (Gott) befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt" (Ps 90/91, 11—12). Als Jesus einmal von den Kindern sprach und die Mahnung gab, ihnen kein Ärgernis zu geben, berief er sich auf ,,ihre Engel" (Mt 18,10). Er schrieb überdies den Engeln Zeugnisfunktion im Endgericht Gottes über das Los derer zu, die Christus anerkannt oder zurückgewiesen haben: ,,Wer sich vor den Menschen zu Mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer Mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden" (Lk 12, 8-9; vgl. auch Offb 3,5). Diese Worte sind bedeutungsvoll, denn wenn die Engel am Gericht Gottes teilnehmen, so sind sie am Leben des Menschen interessiert, ein Interesse und eine Anteilnahme ist das, wie dies in der Rede Jesu über die Endzeit, in der Er die Engel auch bei der Parusie, bei seiner endgültigen Wiederkunft am Ende der Geschichte, beteiligt sein lässt, besonders unterstrichen wird.

Unter den Büchern des Neuen Testamentes lässt uns besonders die Apostelgeschichte einige Tatsachen erkennen, die bezeugen, dass und wie die Engel um den Menschen und sein Heil besorgt sind. So, wenn ein Engel Gottes die Apostel aus dem Gefängnis befreit (vgl. Apg 5, 18—20), vor allem auch Petrus befreit, der von Herodes mit dem Tod bedroht war (vgl. Apg 12, 5—10); oder wenn ein Engel den heiligen Petrus bei all dem führt und leitet, was dieser hinsichtlich des Hauptmanns Kornelius, des ersten aus dem Heidentum Bekehrten, unternimmt. Ähnliches gilt von dem, was Philippus auf der Straße von Jerusalem nach Gaza getan hat (Apg 8, 26—29).

Mit Hilfe dieser wenigen beispielhaft angeführten Tatsachen lässt sich verstehen, dass sich im Bewusstsein der Kirche die Überzeugung herausbilden konnte, dass den Engeln zugunsten der Menschen ein Dienst anvertraut ist. Darum bekennt die Kirche ihren Glauben an die Schutzengel und verehrt sie mit einem eigenen Fest und empfiehlt uns, wir sollten uns ihnen häufig im Gebet anvertrauen, etwa in den bekannten Anrufungen des Schutzengels. Es ist, als ob solche Gebete sich die schönen Worte des heiligen Basilius zu eigen machten: ,,Jeder Gläubige hat einen Engel als Beschützer und Hüter neben sich, der ihn zum Leben führen soll. (vgl. Basilius, Adv. Eunomium, III,1; vgl. auch Thomas v. Apuin, Summa Theologica I, qu.11, a3.) Abschließend sei noch die Gelegenheit wahrgenommen und bemerkt, dass die Kirche in ihrer Liturgie drei Engel besonders verehrt; sie werden in der Heiligen Schrift mit Namen genannt. Der erste ist der Erzengel Michael (vgl. Dan 10, 13—20; Offb 12,7; Jud 7). Sein Name drückt zusammenfassend die wesentliche Haltung der guten Geister aus:

,,Mica-El" heißt nämlich ,,Wer ist wie Gott?" In diesem Namen finden wir also die heilbringende Entscheidung ausgedrückt, dank welcher die Engel ,,das Antlitz des himmlischen Vaters schauen‘‘. Der zweite ist Gabriel, eine Gestalt, die vor allem mit dem Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes verbunden ist (vgl. Lk 1, 19—26). Sein Name bedeutet: ,,Meine Macht ist Gott" oder ,,Macht Gottes", als ob er sagen wollte, das auf dem Höhepunkt der Schöpfung die Menschwerdung das erhabenste Zeichen des allmächtigen Vaters darstellt. Der dritte Erzengel schließlich heißt Rafael: ,,Rafa-El" bedeutet: ,,Gott heilt". Er ist uns bekannt geworden aus der Geschichte des Tobias im Alten Testament (vgl. Tob 12, 15—20 usw.). Diese Geschichte ist so bedeutsam im Hinblick darauf, dass wir die kleinen Kinder Gottes, die immer der Obhut, der Sorge und des Schutzes bedürfen, den Engeln anvertrauen.

Wenn wir ein wenig darüber nachdenken, sehen wir dass aus jeder dieser drei Gestalten Mica-EL, Gabri-EL und Rafa-EL auf besondere Weise die Wahrheit aufleuchtet, die in der vom Verfasser des Hebräerbriefes gestellten Frage enthalten ist: ,,Sind sie (die Engel) nicht alle dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen" (Hebr 1,14)?   

 

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