Was ist ein Exorzist?
Spanischer Exorzist: "Satan wurde auf ein bloßes Symbol reduziert. Von diesem Einfluss wurden auch unsere Theologen angesteckt, die in letzter Zeit nicht mehr vom Teufel oder von den Engeln gesprochen haben." Mexiko-Stadt (kath.net/Zenit.org) ZENIT: Was ist ein Exorzist? Pedro Mendoza Pantoja: Das kann ein Bischof sein oder ein von ihm ernannter Priester, der im Auftrag Jesu und im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, ein Gebet spricht. Darin fordert er im Fall von einer teuflischen Besessenheit den Satan in Form eines Imperativs auf, die Person zu verlassen, die er in seiner Gewalt hat und ihr wieder die volle Freiheit zu geben. Oder es geschieht in der Form einer Absage, das heißt in der Fürbitte oder im Gebet. Dabei wird auf die Anrufung des kostbaren Blutes Christi und die Fürsprache Mariens um die Befreiung einer Person, eines Ortes, eines Hauses oder einer Sache gebetet, die durch Heimsuchung, Besessenheit oder Bedrängung unter dämonischem Einfluss steht. ZENIT: Kann jeder ein Exorzist sein? Pedro Mendoza Pantoja: Nein. Im Evangelium heißt es, dass Christus seine Apostel mit diesen Geistesgaben beschenkt hat, als er sie aussandte, damit die das Evangelium verkünden. In Matthäus 10 heißt es: „Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.“ Das ist auch in Markus 16, 17-18 zu lesen. Aus diesem Grund ist es Aufgabe der Bischöfe, der Nachfolger der Apostel, diesen Dienst der Austreibung der Dämonen auszuüben. Sie können jedoch gemäß Can. 1172 des Kirchenrechts einen Priester beauftragen, der sich durch „Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und untadeligen Lebenswandel auszeichnet“, diesen Dienst ständig oder in einem besonderen Fall auszuüben. Dies bezieht sich auf teuflische Besessenheit und gilt daher auch für den Exorzismus, der auch der feierliche Exorzismus genannt wird. Jeder Priester hat jedoch durch seine Weihe Anteil am Priestertum Christi, und mit ihm ist er gesendet, die Gläubigen von allen Besessenheiten, Bedrängungen oder dämonischen Einflüssen zu befreien, durch Gebete der Absage und Fürbitte, durch Evangelisation und durch die Sakramente, vor allem jene der Buße und der Eucharistie. Deswegen ist jeder Priester auch ein Exorzist, was den Befreiungsdienst innerhalb seiner Sendung zur Evangelisation betrifft, und das geschieht im Auftrag Christi. Er muss nicht eigens ernannt werden, um den sogenannten kleinen Exorzismus auszuüben. Laien können keine Exorzisten sein. ZENIT: Zu dem von ihnen organisierten Treffen kamen auch Mitarbeiter im „Befreiungsdienst“. Wer sind sie, und was ist ihre Aufgabe? Pedro Mendoza Pantoja: Die Mitarbeiter im Befreiungsdienst sind Priester, die keine offiziellen Exorzisten sind; es sind Ärzte, Psychiater, Ordensleute und Laien, die dem Exorzisten bei der Unterscheidung helfen und ihn bei der Ausübung seines Dienstes beraten, entweder durch ihr Fürbittgebet oder in verschiedensten anderen Bereichen. Die Priester helfen mit dem Befreiungsgebet und die Laien mit ihrer Fürbitte. Der Priester, der kein offizieller Exorzist ist, kann den kleinen Exorzismus sprechen, der auch Befreiungsgebet genannt wird. Er kann von Laien begleitet werden, die ihm bei der Unterscheidung helfen und ihn mit Fürbittgebet unterstützen. Laien dürfen keine Befreiungsgebete sprechen. ZENIT: Es handelt sich um das erste Treffen von Exorzisten in Mexiko und um eines der ersten dieser Art weltweit, so viel ich weiß. Man hat den Eindruck, dass Exorzisten in den letzten 40 Jahren fast bedeutungslos geworden sind. Entspricht dieser Eindruck der Wirklichkeit? Pedro Mendoza Pantoja: Es ist tatsächlich so. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber wir können sagen, dass sie in der großen Herausforderung zu finden sind, der sich die Kirche hinsichtlich ihrer Sendung zur Evangelisation in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stellen musste. Zunächst hat Satan die Menschheit auf dem Gebiet der Ideen und Gedanken angegriffen: Rationalismus, Materialismus, Gnostizismus, Freimaurertum, Rosenkreutzer, Sekten, Sozialismus, Marxismus-Leninismus etcetera, die den Menschen von Gott trennen. Einerseits wurde der persönliche Gott verleugnet und ebenso die Existenz Satans als Person, und der wahre Gott wurde durch einen unpersönlichen Gott ersetzt, der sich selbst mit dieser materiellen Welt identifiziert; Satan hingegen wurde auf ein bloßes Symbol reduziert. Von diesem Einfluss wurden auch unsere Theologen angesteckt, die in letzter Zeit nicht mehr vom Teufel oder von den Engeln gesprochen haben. Andererseits hat der Mensch jedoch Sehnsucht nach Gott bekommen. Seine Suche nach dem Übernatürlichen als Lösung für seine Probleme, die durch seine Trennung von Gott entstanden sind, ließ ihn in die Fänge von New Age geraten. Mit seiner trügerischen Spiritualität und seinen falschen magischen und esoterischen Lösungen hat es bei vielen Menschen, die den esoterischen und magischen Praktiken von New Age verfallen sind, Tür und Tor für das Böse geöffnet. Aus diesem Grund hat die Kirche es in ihrer Sendung zur Neuevangelisation notwendig gefunden, etwas wiederzubeleben, von dem sie fühlte, dass es zwar der Vergangenheit angehörte, jedoch für unsere Zeit dringend nötig ist: Jenen, die abgefallen sind, die Erlösung durch Christus zu verkünden, der gekommen ist, um uns von der Macht Satans zu befreien. ZENIT: Man sagt, dass in einigen Ländern der Verbreitung von satanischen Sekten von der Kirche nicht angemessen begegnet wird, weil es zu wenig Exorzisten gibt. Meinen Sie, dass dies stimmen könnte? Pedro Mendoza Pantoja: Die Antwort auf diese Frage bezieht sich auf die vorherige. Es ist tatsächlich so, dass unsere Gläubigen und Priester selbst in das Meer der Verwirrung hinein gezogen worden sind, in das uns New Age führt, mit seiner Mischung aus Ideen, Täuschungen und Lügen, indem es östliche Spiritualität manipuliert und mit Pantheismus mischt, ebenso wie traditionelle medizinische Methoden, die ein Geschenk Gottes sind und nichts Teuflisches an sich haben, aber deren Wirksamkeit von den New Age-Vertretern benutzt wird, um selbst davon zu profitieren und die Menschen glauben zu machen, dass alles wahr sei, was sie sagen. Auch wir Bischöfe und Priester wurden überrascht und wussten nicht, was wir tun und wie wir handeln sollten inmitten dieses Meeres an Verwirrung. Einige bekamen es auch mit der Angst zu tun angesichts der Erscheinungsformen der Besessenheit. Oder sie begannen, sich durch einen radikalen Skeptizismus vor dieser Wirklichkeit zu schützen, indem sie diese Phänomene psychologischen Problemen und Krankheiten zuschrieben, die schwierig zu heilen seien und um die sie sich deswegen nicht zu kümmern brauchten. In den Priesterseminaren werden die Kandidaten nicht darauf vorbereitet, mit dieser Problematik umzugehen. Aus all diesen Gründen versuchen wir, durch Treffen und Kongresse auf nationaler und internationaler Ebene eine Ausbildung anzubieten, sowohl für uns selbst, die offiziellen Exorzisten, als auch für alle Priester und Laien, die im pastoralen Befreiungsdienst engagiert sind. ZENIT: Viele Menschen, vielleicht auch Gläubige, streiten ab, dass es Menschen gibt, die vom Teufel besessen sind. Sie denken vielmehr, dass es sich um psychologische oder psychiatrische Probleme handelt. Wie unterscheidet ein Exorzist zwischen Fällen echter Besessenheit und Störungen anderer Natur? Pedro Mendoza Pantoja: Das Kirchenrecht und das neue Exorzismusritual selbst, ebenso wie der Katechismus der Weltkirche, legen fest, dass es eine Unterscheidung geben muss, ehe man den großen Exorzismus durchführt, nämlich ob es sich um eine echte teuflische Besessenheit handelt oder um eine einfache Besessenheit oder Bedrängung. Dabei wird vorher auch der Rat von Ärzten oder Psychiatern eingeholt, damit diese ihre Diagnose stellen können. Der Priester ist immer jener, der im Letzten entscheiden muss, weil zusätzlich das Ritual des Exorzismus angibt, welche Zeichen uns sagen oder vermuten lassen, dass eine echte teuflische Besessenheit vorliegt: Sprachen zu sprechen oder zu verstehen, als ob sie die eigenen wären; verborgene oder unbekannte Dinge zu enthüllen; eine dem Alter nicht mehr angemessene Stärke oder physische Ausdauer zu zeigen; sich selbst entschieden von Gott zu distanzieren; eine Abneigung gegenüber dem heiligsten Namen Jesu zu zeigen, jenem Mariens und der Heiligen sowie gegenüber geweihten Bildern, Plätzen oder Gegenständen. ZENIT: Vielen Menschen erscheinen diese Fälle von teuflicher Besessenheit wie Hollywood-Filme. Es scheint, dass es Strategie des Teufels ist, uns glauben zu lassen, dass er nicht existiert. Sehen Sie das als Exorzist auch so? Pedre Mendoza Pantoja: Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass Satan verschiedene Strategien nutzt, um uns von Gott zu trennen. Der Teufel ist daran interessiert, uns zu verwirren, entweder, indem er uns glauben macht, dass es ihn nicht gibt und dass daher auch weder Hölle noch Himmel existieren und wir deswegen keine Angst haben müssen, von Gott getrennt zu sein. Außerdem zeigt er sich durch Bedrängungen und Besessenheiten, um jene schrecklich zu quälen, die ihm die Türe geöffnet haben, damit sie sich vor ihm fürchten und sich nicht trauen, die Türe wieder zu schließen, und damit sie ihm vertrauen. So können wir die Anbetung des Teufels erklären und die Opferpraktiken, um Macht, seine Gunst und seinen Schutz zu erlangen. Satan ist der Vater der Lüge und der Täuschung. ZENIT: Alle Ämter in der Kirche sind eine Gnade Gottes und ein Dienst an den Geschwistern im Glauben. Sehen Sie selbst Ihren Dienst als Exorzist als eine Gnade für ihre Leben? Pedro Mendoza Pantoja: Mein ganzes Leben ist eine Gnade Gottes: meine Taufe ist ein Geschenk, das mich zu einem Kind Gottes macht, zu einem Mitglied der Kirche und zum Miterben von Christi Herrlichkeit. Der priesterliche Dienst ist ein Geschenk, das mich an seiner Erlösung und seiner Heilstat teilnehmen lässt und am Dienst an meinen Geschwistern. Der Dienst als Exorzist ist ebenso ein Geschenk seiner Gnade und seiner Barmherzigkeit, der mich in meiner Kleinheit, Unbedeutendheit und Begrenztheit als sein Werkzeug seine befreiende und heilende Kraft im Dienst an meinen Geschwistern erfahren lässt. Das ermutigt mich und treibt mich an, mich noch stärker an ihn zu binden, um an seinem Sieg teilzuhaben und damit an seiner Herrlichkeit. ZENIT: Wie sieht der Dienst des Exorzisten an Ihren Geschwistern im Glauben aus? Mit anderen Worten: Gab es einen Fall, von dem Sie uns erzählen können, wo Sie ihr Dienst als Exorzist befähigte, Ihre Berufung als Mensch und Priester in seiner ganzen Fülle zu erfahren? Pedro Mendoza Pantoja: Es gibt viele Fälle, in denen ich – im Laufe der letzten 24 Jahre, auch damals, als ich noch kein Exorzist war – das Befreiungsgebet ausübte und die Kraft erlebte, mit der Gott uns Priester am Dienst an unseren leidenden Geschwistern teilhaben lässt. Mit der Therapie des Glaubens, dem Gebet der Heilung, Befreiung und Vergebung sind Heilungen und Befreiungen möglich, welche Medizin und Psychologie nicht erreichen können. Seit nunmehr sechs Jahren bin ich Exorzist und habe verschiedene Fälle von teuflischer Besessenheit und Bedrängung erlebt. Gequälte und verzweifelte Menschen, deren Lage sich verschlechterte, nachdem sie bei verschiedensten Fachleuten, Quacksalbern und Heilern Hilfe gesucht hatten. Sie denken, dass sie vom Teufel besessen sind und bitten voller Angst um den Exorzismus. In manchen Fällen gab es Zeichen, die mir den Verdacht einer teuflischen Gegenwart oder Besessenheit nahe legten. Da ich mir nicht ganz sicher war, führte ich einen sogenannten „diagnostischen“ Exorzismus durch. Das ist ein aufforderndes Gebet, das bewirken soll, dass die Menschen Frieden und Ruhe erfahren, es geht jedoch nicht so weit, dass ein vollständiger feierlicher Exorzismus vollzogen wird, sondern belässt es dabei, mit dem Befreiungsgebet fortzufahren. Die Befreiung meiner Geschwister durch den Dienst meines demütigen Amtes und durch die Macht des Fürbittgebetes ist sehr zufrieden stellend. Es ermutigt mich, das Wachstum ihres Glaubens zu sehen, dank der Evangelisation und Katechese, die zu ihrer Bekehrung führt, zur Erneuerung ihres Glaubens und ihrer intensiveren Verbindung zum Herrn, und zu sehen, wie sie ihr Leben voller Liebe und Vertrauen in Gott weiterführten. ZENIT: Was sollte ein Mensch tun, der denkt, Opfer einer teuflischen Besessenheit geworden zu sein, oder der jemanden kennt, der in dieser Situation sein könnte? Pedro Mendoza Pantoja: Er muss zu seinem Pfarrer gehen und eine gute Beichte ablegen, damit sich der Priester zuallererst einmal um ihn kümmern kann. Wenn der Pfarrer entdeckt, dass ein dämonischer Einfluss vorliegt, aber keinerlei Zeichen für eine teuflische Besessenheit, muss er mit ihm beten, unterstützt von einem Befreiungsteam, und ihn in eine Gruppe seiner Pfarrei integrieren, die sich der Evangelisation widmet oder dem Glaubenswachstum. Wenn der Pfarrer Zeichen wahrnimmt, die auf eine teuflische Besessenheit hindeuten, oder wenn es sich nicht in der Lage fühlt, mit dem Problem umzugehen, muss die Person zum Exorzisten seiner Diözese oder zum nächsten Exorzisten verwiesen werden. In keinem Fall darf er zu Heilern gehen oder Heilung durch magische Praktiken suchen.
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